Also von Wien nach Moskau mit dem Zug? Wie? Aha…
Es ist manchmal schwer Menschen zu erklären, dass das geht und AS das eine gute Idee ist, aber es geht, mit einmal umsteigen.
Die Reise startete am Donnerstag um 16.42 Uhr am Wiener Hauptbahnhof auf Gleis 10, dort steht der EuroCity 147 „Hortobágy“ nach Záhony, der Ungarischen Grenzstadt zur Ukraine. Mit angehängt ein Schlafwagen der Ukrainischen Eisenbahn, der nach Kyjiw führt.
Dort wartet bereits der „Provodnik“ auf mich, um meine Fahrkarte zu kontrollieren und nach meiner Herkunft zu fragen (für die Grenze). Provodniks sind in der Ukraine, Russland und anderen (ehemalig) Russisch sprachigen Ländern, die Schlafwagen-Zugbegleiter. Jeder Wagon hat einen Eigenen, oder eine Eigene. Oft sind sie auch zu Zweit (wie auch in diesem Fall) und wechseln sich ab. Wer Dienst hat sieht man daran, wer gerade die Jogginghose und wer die Uniform trägt 😉. Selten sprechen die Provodniks Deutsch oder Englisch, aber Verständigung geht schon irgendwie.
Ankunft in Kyjiw ist am nächsten Tag planmäßig um 17.11 Uhr, nach 24 Fahrzeit, also was machen in der Zwischenzeit. Bis nach Záhony ist der Trägerzug ein Slowakischer mit einem slowakischen Speisewagen, vielleicht dem Besten in Europa, also steht natürlich ein Besuch ebenda an. Der Kellner ist auf dieser Strecke auch gleichzeitig Koch und so klopft er dein Schnitzel, paniert es und brät es frisch heraus. Ja, frisch!!! Dazu ein gutes Slowakisches Bier: Zlátny Bažant 🍺!
Zurück im Ukrainischen Abteil, das ich im Zweier gebucht habe aber alleine fahre, versuche ich noch bis zur Grenze etwas zu schlafen… Das klappt aber nicht ganz, wegen ein paar Belgischen Jungs auf Maturareise, oder ähnlichem, soll sein 😉!
Am nächsten Tag, wache ich dann kurz vor Lviv auf und es bot sich mir ein unwirtliches Bild vor dem Fenster dar… Tiefster Winter, bei -4°C.
Der Trägerzugang wird in Lviv abermals gewechselt, das heißt 1,5h warten am Bahnhof. Danach werden wir an den Schnellzug nach Kyjiw angehängt, der keinen weiteren Stop mehr hat.
Ankuft in Kyjiw um 17.30 Uhr mit 25min Verspätung. Zwei Stunden habe ich nun in etwa Zeit und die nutze ich um mein Online gekauftes Ticket am Schalter abzuholen und um eine Freundin kurz zu treffen. Um 19.36 Uhr geht es dann weiter, auf Bahnsteig 10 wartet Zug Nr. 6 nach Moskau. Am Eingang wartet wieder der Provodnik, aber einen Österreicher hat er wohl noch nie an Board gehabt… Australia? Germania? Ahh, Австрія!
Ich habe hier ein 4er Abteil gebucht. Der Wagon ist innen deutlich moderner eingerichtet als jener nach Wien, der noch in den 1980ern in Görlitz, DDR produziert wurde und sich seither wohl kaum verändert hat. Man könnte glauben mit all den Spannungen hat sich diese Verbindung aufgehört, aber die Realität zeigt, dass dieser und auch der zweite an diesem Tag verkehrende Zug ausgebucht waren.
Um 23.00 Uhr Kyjiwer Zeit erreichen wir den Grenzposten der Ukraine in der Stadt Konotop, die eigentlich relativ weit von der Grenze entfernt liegt. Alles sehr routiniert und schnell, ein kurzer Check der Gepäckstücke und weiter geht es. Die ältere Dame neben mir hat gefühlt Tonnen an essen und Ukrainischen Produkten mit, das interessiert den Zoll aber nicht. Drogen, Alkohol, Zigaretten, Medikamente…
Um 2.00 Uhr Moskauer Zeit dann die Kontrolle der Russischen Föderation, die eigentlich ident schnell und freundlich abläuft. Das war es dann mit meiner ersten Einreise nach Russland 😉.
Danach schlafe ich ziemlich gut und noch immer zu kurz. Um 9.25 Uhr werde ich aus dem Tiefschlaf geweckt und kann mir dann in weiterer Folge noch die Vorstädte Moskaus durchs Fenster ansehen. Am Samstag um 10.01 Uhr erreiche ich rund 38 Stunden nach dem Start meiner Reise schließlich auf die Minute genau den Bahnhof Moskva Kievskaya. 😉
Achja, Gesamtkosten der Reise 190€.
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